*** Pressemitteilung der Technischen Universität Berlin ***

*** Pressemitteilung der FG Geschlechterstudien als PDF ***

Pressemitteilung: 10 Jahre Fachgesellschaft Geschlechterstudien – Facetten einer Erfolgsgeschichte

Die Fachgesellschaft Geschlechterstudien feiert am 30./31.01.2020 ihr 10jähriges Bestehen. Die Jubiläumtagung besteht aus neun Foren und einer Podiumsdiskussion, die „Rückblick, Herausforderungen, und Visionen“ debattieren. Nach einem Festvortrag wird gefeiert.

Auf dem Boden einer seit den 1970er Jahren zunehmend institutionalisierten und professionalisierten Geschlechterforschung, die sich in Zentren an verschiedenen Hochschulstandorten Deutschlands ebenso wie an den Gender-Professuren sowie einigen BA- und MA-Studiengängen zeigt, haben vor 10 Jahren disziplinär und methodologisch sehr breit gefächerte Geschlechterforscher*innen die Fachgesellschaft gegründet. „Motor und Motivation dieser Gründung war es, eine Adresse für die Geschlechterforschung in Deutschland zu werden. Das heißt, nach außen sichtbar und adressierbar die forschende lehrende Expertise zu bündeln, um etwa für die DFG oder Gutachten ansprechbar zu sein. Und nach innen eine nachhaltige Vernetzung über Disziplinen und Standorte hinweg zu generieren, um das Fachgespräch zu führen“, so Prof. Dr. Paula-Irene Villa, Soziologin an der LMU München, Gründungsmitglied und im Vorstand der Fachgesellschaft von 2010 bis 2014. Heute sind in der Fachgesellschaft an die 600 Mitglieder aus vielen und verschiedenen Disziplinen versammelt: Medienwissenschaft, Medizin, Philosophie, Rechtswissenschaft, Soziologie, Bildungswissenschaft, Geschichtswissenschaft, Philologien, Politikwissenschaft, Ingenieur- und Technikwissenschaft gehören dazu.

„Die Fachgesellschaft ist ein wissenschaftliches Netzwerk von Forschenden und Lehrenden im inter- und transdisziplinären Feld der Geschlechterstudien. Sie bietet Austausch und Diskussion, Vernetzung und Kooperation auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene – wozu wir Interessierte einladen“, so Prof. Dr. Elisabeth Tuider, derzeitige 1. Vorständ*in der Fachgesellschaft Geschlechterstudien. In Jahrestagungen und Arbeitsgruppen entwickelt die Fachgesellschaft den Gender-Begriff weiter, und diskutiert die zahlreichen Dimensionen der Geschlechterforschung, z.B. Umwelt und Konsum, Technik und Digitales, Körper und Gewalt, Dekolonialität und Intersektionalität oder auch trans*- und inter*-Geschlechtlichkeit. Seit ihrer Gründung steht die Fachgesellschaft für eine disziplinäre, inhaltliche und soziale Heterogenität sowie für eine breite und diversifizierende wissenschaftliche Arbeit. Erfolgreich unterstützt hat die Fachgesellschaft in den letzten Jahren auch die Transformation zu Open Science und Open Access der deutschsprachigen Geschlechterforschung und in der Kooperation mit dem Margherita-von-Brentano-Zentrum der FU Berlin sowie dem Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der HU zu Berlin das „Open Gender Journal“ gegründet, um wissenschaftliche Gender-Debatten sichtbar und zugänglich zu machen.

Die Geschlechterforschung ist heute in Forschung und Lehre, in Studiengängen der Gender- und Queer-Studies, in Graduiertenkollegs und Zentren vieler Universitäten und Hochschulen verankert; eine Geschlechterperspektive ist aus Analysen zum sozialen Wandel, zu Demokratie und Gerechtigkeit oder auch zu Ökonomie, Gesundheit, Umwelt oder Mobilität nicht wegzudenken. Seit der Gründung der Fachgesellschaft Geschlechterstudien treffen sich Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen jährlich zu einer Jahrestagung, um sich über aktuelle Herausforderungen und Forschungsprojekte auszutauschen. Die drei Fachgesellschaften der Geschlechterforschung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich auf einer Jahrestagung an der Universität zu Köln den „Aktuellen Herausforderungen“ gewidmet. „Weltweit – in unterschiedlichen Ausmaßen – haben wir es mit der Verweigerung und dem Abbau von demokratischen Rechten zu tun, häufig motiviert durch Rassismus und kulturelle, religiöse und soziale Differenzsetzungen, durch Sexismus, durch Diskriminierung aller, die dem Raster der Zweigeschlechtlichkeit, den Gesetzen heteronormativen Begehrens nicht entsprechen. Im Anthropozän steht ein menschliches ‚Wir’ auf dem Spiel, das nur überleben wird, wenn es sich nicht exklusiv und exzeptionell versteht. Darauf macht die feministische Geschlechterforschung aufmerksam“, so Prof. Dr. Susanne Völker, ehemalige Vorständin der Fachgesellschaft und Geschäftsführerin von GeStiK, den Gender Studies an der Universität zu Köln. Gemeinsam mit der europäischen Fachgesellschaft ATGENDER ermöglichte die Fachgesellschaft Geschlechterstudien während der 10th European Feminist Research Conference „Difference, Diversity, Diffraction“ an der Universität Göttingen einen internationalen Austausch zwischen Genderforscher*innen und Aktivist*innen. Mit Blick auf die eigenen Zugänge widmete sich die 9. Jahrestagung „(Re-)Visionen“ den Epistemologien, Ontologien und Methodologien der Geschlechterforschung und setzte sich mit ihrem analytischen Instrumentarium auseinander, um dessen historische Entwicklung sowie aktuelle wissenschaftliche Bedarfe angesichts aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen zu überprüfen.

Der Blick zurück und nach vorne wird bei der Jubiläumstagung an der TU Berlin fortgesetzt.  Am Freitag Vormittag wird in neun Foren u.a. gefragt „Do algorithms have gender politics?“, zu einem Gallery Walk zur „Zukunft von Liebe, Familie und Freundschaft jenseits der Heteronorm“ eingeladen, schließlich werden „Die Zukunft der Zentren und Professuren in den Gender Studies“, „Antifeminismus und Wissenschaftsfeindlichkeit“ sowie „Perspektiven in und mit den Gender Studies“ diskutiert, um letztendlich auch zu fragen „Was brauchen wir als Forscher*innen, um zur Blüte zu kommen?“.

Was aus den Anliegen der Fachgesellschaftsgründung geworden ist und wo die Fachgesellschaft und die Geschlechterforschung heute stehen, diskutieren in einer Podiumsdiskussion – unter der Moderation von Prof. Dr. Sabine Hark (TUB) und Prof. Dr. Beate Binder (HU Berlin) – Prof. Dr. Maisha Auma (Hochschule Magdeburg-Stendal), Prof. Dr. Susanne Baer (HU Berlin), Antke Engel (Institut für Queer Theory), Dr. Regina Frey (Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik), Prof. Dr. Andrea Geier (Universität Trier), Prof. Dr. Elahe Haschemi Yekani (HU Berlin), Prof. Dr. RyLee Hühne (Fachhochschule Südwestfalen), Juliane Lang (Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus), Prof. Dr. Birgit Riegraf (Universität Paderborn), Prof. Dr. Sigrid Schmitz (HU Berlin), Dr. Adrian de Silva (Universität Luxemburg) und Dr. Christine Vogt-William (Universität Bayreuth).

Zum Programm der Jubiläumstagung: https://www.fg-gender.de/wp-content/uploads/2020/01/ZIFG-Plakatflyer_Web.pdf

Mehr über die Fachgesellschaft hier: https://www.fg-gender.de/