Angesichts der ökologischen Krise hat das ökofeministische Denken, das in den späten 1970er- und 1980er- Jahren als politisch-ethisches und theoretisches Feld entstanden ist, in den letzten zehn Jahren in den französischen und deutschen Debatten eine Blüte erlebt. In Frankreich ist eine Art „Ökofeminismus-Boom“ zu beobachten, zu dem die Veröffentlichung des Sammelbandes Reclaim, recueil de textes écoféministes (2016) von Emilie Hache einen wichtigen Beitrag geleistet hat, und auch in Deutschland haben ökofeministische Ansätze wieder an Aufmerksamkeit gewonnen (Holland-Cunz 2014, Gocschlich/Hackfort/Schmic/von Winterfeld 2022). In diesem Zusammenhang wurden ökofeministische Konzepte, Ideen und Wege mit Blick auf neue theoretische Ansätze wie Posthumanismus, Neuer Materialismus, soziale Reproduktionstheorie oder Dekoloniale Theorie und mit Bezug auf aktuelle ökologische Probleme und politische Strategien und Herausforderungen weiterentwickelt und neu formuliert. Das Ziel der Konferenz „Geschlecht, Natur und Ökologie. Verknüpfungen politisch-intellektuellen Traditionen des französischen und deutschen Ökofeminismus in globaler Perspektive“ ist es, zu untersuchen, wie ökofeministische Theorie in Frankreich und Deutschland gegenwärtig diskutiert wird und wie – in beiden nationalen Kontexten – die jeweiligen Traditionen ökofeministischen Denkens und Politik neu artikuliert, kritisiert und transformiert werden. Dabei wird die Frage von zentraler Bedeutung sein, wie post- und neokoloniale Machtverhältnisse, die die aktuelle ökologische Situation prägen, im ökofeministischen Denken thematisiert werden. Ziel der Konferenz ist es, die Traditionen ökofeministischen Denkens im französisch- und deutschsprachigen Raum, ihre ungleiche Verbreitung und ihre gegenwärtigen Re-Artikulationen neu zu bewerten. Die Konferenz gliedert sich in drei miteinander verknüpfte thematische Stränge:

1) Transformationen des Naturbegriffs: Was sind die theoretischen Herausforderungen und Neuformulierungen des Naturbegriffs und wie halten sie die komplexe Aufgabe aufrecht, sowohl die Naturalisierung sozialer Strukturen zu vermeiden als auch die Materialität der nicht-menschlichen Welt zu berücksichtigen und angemessen zu verstehen?

2) Inter-/ und transnationale Verknüpfungen: Auf welche Weise und über welche Wege sind die lokalen Formen des Ökofeminismus konstruiert worden? Wie spiegelt sich die globale und koloniale Dimension der ökologischen Katastrophe in den verschiedenen ökofeministischen Traditionen wider und was sind offene Fragen und blinde Flecken?

3) Praktiken und Strategien der Übersetzung: Auf welche Widerstände stoßen Übersetzungsversuche von Texten? Wie strukturiert die Form akademischer Felder wie Gender Studies, Philosophie oder PolitikwissenschaÄen die Zirkulation bzw. Nicht-Zirkulation von Konzepten und Theorien?

Keynotes: Anna Saave (Humboldt Universität zu Berlin) und Diana Ojeda (Universidad de los Andes/ Indiana University)

Organisiert von: Cornelia Möser, Cresppa-GTM, CNRS Paris, Susanne Lettow, Margherita-von-Brentano Center für Gender Studies, Freie Universität Berlin

Vorschläge für Konferenzbeiträge (500 Worte abstracts) können bis zum 17. Juli 2024 an folgende Adressen gesendet werden: Cornelia.Moser@cnrs.fr und Susanne.Lecow@fu-berlin.de

  • Die abstracts können auf Deutsch, Französisch oder Englisch eingeschickt werden.
  • Geben Sie bitte an, in welchen der drei Sprachen ihr Vortrag gehalten werden könnte.
  • Geben Sie bitte durch 5 Schlagworte an, in welche Themen sich der Beitrag einschreibt.
  • Wir haben begrenzte Mittel um Reisekosten zu finanzieren. Geben Sie bitte an, ob Sie dies in Anspruch nehmen möchten. Wir informieren Sie dann zusammen mit der Benachrichtigung über die Annahme ihres Vorschlags am 1. August 2024.

Weitere Informationen unter: Call for Papers_ Gender, Nature, Ecology