Bündnisse
Aktionstag #4genderstudies 2024
Der Aktionstag #4genderstudies findet jährlich statt, um die Sichtbarkeit der Gender Studies in ihrer Bandbreite zu stärken und sich gegen Angriffe und Versuche der Delegitimierung zu wehren.
Paneldiskussion mit: Malonda, Koray Yilmaz-Günay, Sohal Behmanesh, Manuel Garcia, Iris Rajanayagam, Muriel González Athenas
Moderation: Rena Onat
Organisation: Vorstand der Fachgesellschaft Geschlechterstudien/FG Gender und FG Dekolonial
16.12.2024 18-20 Uhr hybrid, TU Berlin und Online
TU Berlin, Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung
Fraunhofer Str. 33-36, 10587 Berlin
Raum 619
Der Ausblick auf die Zukunft der Gender Studies scheint derzeit leider wenig Raum für Optimismus zu bieten. In Zeiten eines massiven Rechtsrucks, der insbesondere für Menschen, die bereits jetzt von struktureller Diskriminierung betroffen sind, massiv bedrohlich ist, stehen wir vor neuen, drängenden Herausforderungen. Antifeministische Haltungen, Anfeindungen gegen geschlechtergerechte Sprache, gezielte Hetze gegen Trans* und nichtbinäre Personen sowie die (weitere) Verschärfung des Asyl- und Aufenthaltsrechts und die Enttabuisierung von Rassismus und Migrationsfeindlichkeit haben ein neues Ausmaß erreicht. Während das Thema der Wissenschaftsfreiheit lange vor allem von (rechts)konservativen Akteur*innen mobilisiert wurde, um kritische Wissenschaftsperspektiven – darunter die Gender Studies, die Post und Dekolonialen Studien, die kritische Migrationsforschung oder die Rechtsextremismusforschung – zu delegitimieren, sehen wir uns immer häufiger gezwungen, Wissenschafts- und Kunstfreiheit aus einer emanzipatorischen Perspektive zu verteidigen.
In Zeiten globaler Krisen, wirtschaftlicher Unsicherheit, knapper Ressourcen und verstärkter Militarisierung vertiefen sich nicht nur die gesellschaftlichen Spaltungen, sondern auch Risse innerhalb emanzipatorischer und herrschaftskritischer Bewegungen und Wissenschaftstraditionen, auch innerhalb unsere Fachgesellschaft. Als wir vor zwei Jahren unsere Jahrestagung zum Thema „Decolonizing Gender Studies“ veranstalteten, waren viele Mitglieder enttäuscht. Einige kritisierten, dass die Gender Studies weit hinter den dekolonialen Ansprüchen und Erwartungen an kritische Reflexion und Transformation zurückblieben, andere fühlten ihre Arbeit angegriffen und abgewertet. Doch bereits zuvor waren Gender Studies ein umkämpftes Feld, geprägt von Debatten über Ausschlüsse, Leerstellen und epistemische Gewalt – etwa gegenüber Trans* Wissenschaftler_innen. Seit dem 7. Oktober 2023 haben sich Polarisierungen und Spaltungen anhand der Positionierung zum Krieg in Israel und Palästina weiter verschärft. Gerade in dieser Zeit benötigen wir dringend Bündnisse sowie eine kritische wissenschaftliche Begleitung in Form von Analysen und Interventionen – auch aus der Perspektive der Gender Studies. Dafür müssen wir – und das teilweise unter sehr schweren Bedingungen – die geeigneten Räume schaffen. Diese Entwicklungen haben uns als Vorstand veranlasst, das Thema Bündnisse in den Mittelpunkt des diesjährigen Aktionstages #4genderstudies zu stellen.
Welche wissenschaftlichen Ansätze und Theorien können zur Analyse und Stärkung von Bündnissen herangezogen werden? Wie funktionieren Bündnisse in der Praxis und welche Dynamiken sind dabei zu beobachten? Welche Erfahrungen und Herausforderungen ergeben sich aus einer feministischen und rassismuskritischen Bündnisarbeit, und wie kann einem intersektionalen Anspruch Rechnung getragen werden? Welche Voraussetzungen sind notwendig, damit Menschen kollektiv und unter Berücksichtigung von Differenzen zusammenarbeiten können, wo liegen die Hindernisse und woran scheitert es oft? Wie lässt sich die Frage der solidarischen Zusammenarbeit über verschiedene Communities hinweg gestalten? Wie können die Geschichten und sozialen Kämpfe marginalisierter Menschen sichtbar gemacht werden?
Diese und weitere Fragen möchten wir mit Expert_innen aus Wissenschaft und Praxis erörtern.