Call for Partizipation zum Workshop:

Männlichkeit aufbrechen
Potenziale der kritischen Männlichkeitsforschung und geschlechterreflektierender
Jungen- und Männerarbeit

11.+12.03.2021 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Der Bedeutungsverlust der profeministischen Männerbewegung seit Anfang der 2000er und die gleichzeitige Zunahme globaler feministischer Kämpfe verdeutlichen, dass Männer nach wie vor zu wenig Verantwortung für die Durchsetzung geschlechtlicher Gleichstellung, öko-logischer Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit übernehmen. Innerhalb der Männlich-keits- und Geschlechterforschung wird diese Problematik mit Blick auf die Struktur männli-cher Herrschaft aber auch bezugnehmend auf die Transformation hegemonialer Männlichkeit diskutiert. Die kritische Männlichkeitsforschung geht von dem Standpunkt aus, dass durch gesellschaftliche Wandlungsprozesse, Veränderungen in der Arbeitswelt und nicht zuletzt feministische Kämpfe die patriarchale Ordnung destabilisiert ist und materielle, rechtliche, soziale und politische Privilegien, die mit Männlichkeit einher gehen, zu Recht in die Kritik geraten sind.


Der geplante Workshop geht der Frage nach, wie in der Arbeit mit Jungen und Männern he-gemoniale Vorstellungen von Männlichkeit aufgebrochen und männliche Positionierungen verlassen werden (können). Dazu soll der Blick auf praktische Versuche der Transformation und Transgression von Männlichkeit, etwa in der Auseinandersetzung mit Gewalt, psychi-scher und physischer Krankheit, Sexualität, Körperlichkeit, familialer Rolle oder beruflicher Orientierung gerichtet werden. Zudem wollen wir fragen, welche geschlechtertheoretischen Implikationen für die kritische Männlichkeitsforschung von der Neuverhandlung des Verhält-nisses von Männlichkeit und Care sowie der Öffnung von Männlichkeitskonstruktionen ge-genüber Verletzungsoffenheit, Emotionalität und Bedürftigkeit ausgehen. Darüber hinaus soll ein Raum für intersektionale, migrantische, postkoloniale und queere Perspektiven auf Männlichkeit entstehen. Nicht zuletzt interessieren wir uns für das Spannungsverhältnis zwischen feministischen Kämpfen und gleichstellungsorientierten Männerpolitiken.
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Der Workshop soll – vorbehaltlich der Entwicklung der Corona-Pandemie – in kleinem Kreis (max 25 Teilnehmer_innen) stattfinden und einen intensiven Austausch über wissenschaftli-che Leerstellen, politische Erfordernisse und praktische Handlungsoptionen ermöglichen. Teile der Veranstaltung sollen aufgezeichnet und die Ergebnisse publiziert werden. Falls Sie Interesse an einem inhaltlichen Beitrag zu einem der skizzierten Aspekte haben, bitten wir um die Einreichung eines kurzen Proposals (max. 300 Wörter) an simon.bohn@uni-jena.de und kevin.stuetzel@uni-jena.de bis zum 15.12.2020.

(Mit dem Begriff „Männer“ sind in diesem Aufruf all diejenigen gemeint, die als Männer gelesen werden (wollen) und von Privilegien profitieren, die innerhalb des heteronormativen Systems der Zweigeschlechtlichkeit mit Männlichkeit als kulturellem Muster und sozialem Platzanweiser einhergehen.)