Trivial Pursuits

Mein Habilitationsprojekt mit dem Arbeitstitel „Trivial Pursuits: The Practices and Politics of Prioritization in Postindustrial Urban Spaces“ ist im Bereich der Kulturellen Stadtforschung verortet und verfolgt einen transnationalen Vergleich zwischen Deutschlands Ruhrgebiet und dem US-amerikanischen Rust Belt, also die Altindustrieregionen im amerikanischen Nordosten und in Nordrhein-Westfalen. Mich interessiert welche Deutungsmacht von Text-/Bildmaterialien ausgeht, die von städtischen Akteuren und Akteurinnen zu Zwecken der urbanen Bestandsaufnahme, wie auch der städtischen Zukunftsgestaltung verfasst werden.
Konkret arbeite ich an Narrationen oder „Drehbüchern“, die Vorstellungen um Leben in der Stadt vermitteln und die miteinander konkurrieren. Beispielsweise wenn es um Inklusion und die Interessen von ethnisch oder sozial marginalisierten Stadtbewohner_innen geht. Mich interessieren weniger bewusst durchdachte Kampagnen von Stadtmarketing oder Bürger_innengruppen, die ihre Wirksamkeit mit Bezug auf prominente Metaphern und Motive zu entfalten suchen. Stattdessen finde ich beiläufige Darstellungen von marginalen und vermeintlich irrelevanten Aktivitäten besonders wirkmächtig, weil sie als unreflektierte Microscripts fungieren – Handlungslogiken und Vorschriften im Miniaturformat. Kaffee trinken, Gärtnern, oder Handarbeiten sind Beispiele für solche gesellschaftlich trivialisierte aber auch die sie Ausübenden trivialisierenden Tätigkeiten.
Als spezifische Komponente des Urbanen im 21. Jahrhundert, präsentieren sich diese trivial pursuits zeitgenössisch und postindustriell. Der nostalgische Rückbezug zum industriell geprägten 19.Jhd. bleibt inbegriffen. Denn natürlich sind Cafés auch kulturell kommerzialisierter Ausdruck rassistischer und klassistischer Ausschlüsse und Verdrängung; Debatten, die sich implizit auf den Hedonismus der Kaffeehäuser des 19. Jahrhunderts beziehen.
Das Postdoc-Projekt lenkt jedoch den Blick auf das Alltägliche, Kleinteilige und Unbewusste, welches kulturelle Geschichten um Stadt immer beinhalten und nicht immer hinterfragen. Eine wissenschaftliche Erschließung des vernachlässigten Begriffs der Trivialität liefert zunächst eine wichtige Analysedimension. Mein Projekt wittert hier aber auch ein politisches Werkzeug, um einer populär kulturell vermittelten urbanen Politik der Prioritätensetzung zu begegnen. Damit gelingt es mir hoffentlich auch mehr Aufmerksamkeit darauf zu lenken, wie städtische Räume als Denkräume und Projektionsflächen für eine postindustrielle Zukunft auftreten.

Titel Langfassung

Trivial Pursuits: The Practices and Politics of Prioritization in Postindustrial Urban Spaces

Professor*in

Dr. Maria Sulimma (Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Barbara Buchenau (Universität Duisburg-Essen)

Forschungsprojekt abgeschlossen

nein

Laufzeit

2018 – 2022

Informationen zur Förderung

Volkswagen Stiftung

Projektbearbeitung

Dr. Maria Sulimma (Universität Duisburg-Essen)

Link zum Weiterlesen

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