Kaum ein Ereignis im Laufe des Lebens verändert den Alltag so umfassend wie die Geburt des ersten Kindes. Durchwachte Nächte, Zeitknappheit, Fremdbestimmtheit, aber auch unfassbares Glück – das Leben mit Baby ist von ambivalenten Gefühlen geprägt, aufregend und anstrengend zugleich. In einer hoch individualisierten Gesellschaft stehen für diesen Übergang in eine neue Lebensphase weder Rituale noch Vorbilder zur Verfügung. Junge Eltern sehen sich also mit der Aufgabe konfrontiert, ihre Rollen und Identitäten als Mütter und Väter selbst zu konstruieren. Welche Vorstellungen haben sie vom Familienleben und wie sieht die Realität aus? Zwar gibt es moderne Leitbilder: die Mutter, die Karriere und Kinder gleichermaßen managt und den Vater, der nicht nur Ernährer der Familie, sondern auch liebevoller Erzieher ist. Allerdings bestehen diese vor allem im theoretischen Diskurs. Eine alltagstaugliche Umsetzung dieser Rollenzuschreibungen fehlt. Paare müssen daher selbst ein individuelles Arrangement der familiären Arbeitsteilung aushandeln. Dabei sind zahlreiche Entscheidungen zu treffen: Stillen oder Flasche, Tragetuch oder Kinderwagen, Impfen oder nicht Impfen – die Liste der oft als existentiell erachteten Fragen ist lang. Die Diskurse dazu sind komplex, widersprüchlich und fundamentalistisch. Häufig werden in den Diskussionen biologische und gesellschaftliche Aspekte vermischt, es entsteht ein Dogmatismus, dem man sich nur schwer entziehen kann. Wie gelingt es Eltern angesichts dieser Voraussetzungen, ihre Identitäten als Mütter und Väter zu finden? Die vorliegende Studie begleitetAkademikerpaare im Übergang zum Familienleben. Interviews mit Müttern und Vätern – zunächst während der Schwangerschaft und eineinhalb Jahre nach der Geburt des Kindes – zeigen auf, welche Faktoren Eltern als belastend erleben, was sie sich wünschen und welche Bewältigungsstrategien sie entwickeln, um den Alltag zwischen Erziehung, Partnerschaft und Berufsleben zu meistern.
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