Citius, altius, fortius! Wie werde ich fitter, gesünder, (fast) unsterblich? Das Streben nach dem Ausweiten des Unmöglichen, dem Anhalten der ablaufenden Lebensuhr ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Doch unter dem Namen „Biohacking“ wird dem Wunsch seit wenigen Jahren neues Lebens eingehaucht, unterstützt durch aktuelle Technologien. Der Markt bedient unseren Wunsch nach Selbstkontrolle, Überwachung, Profilierung – und fördert ihn zugleich. Körperliche Gesundheit ist die neue Form körperlichen Kapitals, das in ökonomisches Kapital transformiert werden kann. Dieser Trend ist vor allem im Ernährungssektor auf dem Vormarsch. Bezeichnungen wie „Clean Eating“, „Detoxing“ oder „Slow Food“ etablieren sich (in Abgrenzung zu „Convenience“ und „Fast Food“) und die Orthorexie, ein krankhaftes sich gesund ernähren, wird als Essstörung diskutiert. Durch soziale Medien haben diese neuen Ernährungsstile eine größere Reichweite als alle anderen zuvor und werden so normalisiert. Ganze Szenen und Communities bilden sich um Essgewohnheiten als (einer Religion gleichenden) Lebensstil und sind für das Individuum maßgeblich identitätsbildend/-bestimmend. Die Küche wird zum Ort der besonderen Verbindung von „Do it Yourself“ und Technologie: Möglichst natürliche Lebensmittel technisiert (selbst) verarbeiten. Nichts geht ohne Entsafter, Power-Mixer und Spiralschneider. Wer sind die Biohacker_innen und/oder bildet eine Orthorexie aus? Was bedeutet die Sicht auf Körper als Kapital und welche Gesundheitskonzepte liegen dem zugrunde? Was zeichnet die Influencer_innen aus, (wie) ist Nahrung geschlechtlich markiert und welche Diskriminierungspraxen werden (re)produziert? Wirkt Selbstoptimierung emanzipatorisch oder disziplinierend und welche (Reinheits)Ideologien werden vertreten? Welche Rolle spielt die orts-, raum-, zeitunabhängige (Kommunikations)Technologie in Form von Wearables, Apps und sozialen Online-Netzwerken? Welche (Zukunfts)Wünsche an Technologie (z.B. das Internet der Dinge) entstehen in diesem Zusammenhang? Was wird die zunehmende Selbstoptimierung für Gesellschaft und Wissenschaft bedeuten und wie verhalten sich Professionelle aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich (un)bewusst zu diesem Phänomen?