In meiner Dissertation habe ich eine neue Perspektive auf die Familiengeschichte Deutschlands und Schwedens im 20. Jahrhundert erarbeitet, indem ich den Fokus auf speziell für Kinder und Eltern hergestellte Gegenstände gelegt habe. Meine Arbeit folgt den Spuren dieser Produkte und fragt zum einen danach, welche Konzepte von Elternschaft und Kindheit in ihre Herstellung einflossen. Zum anderen untersucht sie, wie Gegenstände familiäre Beziehungen gestalten und verändern konnten. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Ernährung und Erziehung von Kleinkindern und den dafür hergestellten Produkte, konkret: Flaschennahrung, Säuglingsflaschen und Sauger sowie andere Utensilien, die benötigt wurden, um die Nahrung zuzubereiten und in den Säugling damit zu füttern. In Anlehnung an die Akteur-Netzwerk-Theorie verstehe ich Familie als Netzwerk aus Menschen, Dingen und Konzepten. Ziel des Projektes ist es, anhand konkreter Praktiken, wie dem Füttern mit der Flasche, zu analysieren, wie sich das Verhältnis von Müttern, Vätern, Säuglingen und anderen Akteuren (z. B. Kinderärzten, Psychologen, Nahrungsmittelindustrie, Marketing etc.) im 20. Jahrhundert veränderte. Die Formierung dieser Netzwerke untersuche ich in zwei nationalen Kontexten, Deutschland und Schweden. Der Vergleich dient dazu zu analysieren, ob und wie Dinge in Abhängigkeit vom geschichtlichen Kontext unterschiedlich wirkmächtig sind.