Rechte Ideologien sind weit weniger homogen, als häufig angenommen wird. So kann von einer „Vielzahl unterschiedlicher Strömungen, ideologischer Ausrichtungen und Organisationsformen“ (Grumke 2013, S.24) gesprochen werden, welche je nach Kontext, Thema und Personen verschiedene Gruppen mit einbezieht, um ein vermeintlich gemeinsames Ziel zu erreichen. Diese Praxis zeigt sich sehr kontrovers bei Gender- oder Sexualitätsfragen. Einerseits mobilisieren große Teile der Rechten flächendeckend gegen den >Gender-Wahn< und sehen in Gender eine „nicht-natürliche, damit also post-essentialistische Fassung von Geschlecht (und Sexualität)“ (Hark/Villa 2015, S. 7). Andererseits bestehen Arbeitsgruppen schwuler Männer* in der NPD und der AfD und auch Frauen* treten nicht nur als >völkische Heimchen am Herd< auf, sondern sind in allen Bereichen der extremen Rechten, von nicht parteiförmigen Nationalismusbewegungen bis hin zur Übernahme von Ämtern in rechten Parteien, aktiv (vgl. Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus 2014). Die hier geschilderten Zusammenhänge zwischen Geschlecht und Rechtsextremismus und -populismus sind der einschlägigen Forschung bereits lange bekannt. Diese beschränkte sich jedoch meist darauf die unterschiedlichen Rollen von Frauen*, Trans-Personen, Homosexuellen, etc. innerhalb der Rechten aufzuzeigen. Eine ausführliche Analyse der Strategien, durch welche die Einnahme dieser Positionen und Rollen möglich wird, erfolgte bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht systematisch. Die vorgestellte Arbeit soll einen Beitrag leisten, um dieses Forschungsdesiderat zu schließen. Durch eine umfangreiche Literaturrecherche und diverse Fachgespräche konnte die soeben beschriebene Probelamtik herausgearbeitet werden. Hieraus ergibt sich folgende Forschungsfrage: Wie werden Personen innerhalb der extrem Rechten und der rechtspopulistischen Szene inkludiert bzw. exkludiert, wenn diese dem mehrheitlich sehr traditionellen Geschlechter- und Sexualitätsbildern nicht entsprechen? Die Beantwortung dieser Frage erfolgt im Rahmen einer wissenssoziologischen Diskursanalyse nach Keller (2011). Das Sample besteht aus text-, bild- und videoförmigen Materialien, zusammengestellt aus (extrem) rechten Onlinezeitschriften und -magazinen, Online-Blogs von Privatpersonen und Interessengruppen, Webauftritten von Parteien und Organisationen, sowie Beiträgen in Online-Foren, Sozialen Netzwerken und Messenger-Diensten. Die Zusammenstellung des Korpus erfolgte dabei über das Schneeballprinzip, ergänzt durch gezielte Stichwort- und Akteur*innensuche. Dem liegt ein theoretical sampling zugrunde. Auch die Auswertung der Daten erfolgt über qualitative Methoden. Von besonderem Interesse sind für mich die Brüche in der und die Kämpfe um die Hegemonie der nebeneinander bestehenden Narrationen innerhalb der (extremen) Rechten.