Das Promotionsprojekt untersucht sexuelle Kontrolle im ›Kein Täter werden‹-Programm. Innerhalb der Therapeutik des verwendeten Behandlungsmanuals stellt diese Kontrolle die präventive Antwort auf das gesellschaftliche Problem der Pädophilie und die Gefahr sexuellen Kindesmissbrauchs dar. Qualitativ neuartig ist dabei die Adressierung freiwilliger Teilnehmender, die Untersuchung sexueller Fantasien und die damit verbundene Zukunftsvision einer Inklusion in Gesellschaft. Die makropolitische Bewegung der stärkenden Immunisierung‘ ist dabei, so die These des Projektes, verbunden mit Techniken sexueller Kontrolle der Teilnehmenden, d.h. mit mit angeleiteten wie eigenlogischen, subjektivierenden Praxen, ›Technologien des Selbst‹ und Selbstverhältnissen. Das Promotionsprojekt fragt nach der Funktionsweise und Bedeutung dieser sexueller Kontrolle und betrachtet dafür das Zusammenspiel dreier Ebenen: der Organisation im Behandlungsmanual, der alltäglichen praktischen Umgangsstrategien und Positionierungen der zu interviewenden Teilnehmenden und der gesellschaftspolitischen Einordnung des Programmes. Es untersucht damit eine zunehmend relevante Institution, perspektiviert als Fallbeispiel das Konzept sexueller Kontrolle als Modus der Selbstbeherrschung und entwickelt die queertheoretische Gesellschaftsanalyse des Verhältnisses von Norm und Abweichung weiter.