Die Ambiguität der emanzipatorischen islamischen Diskurse in Geschichte und Gegenwart

Der öffentliche Diskurs um die Frage nach Frauenbildern und Frauen-räumen im Islam wird gerade im aktuellen europäischen Kontext vornehmlich auf einer populistischen Ebene geführt. Dabei bleiben die islamisch-emanzipatorischen Diskurse des 20. und 21. Jahrhunderts, die seit ihren frühen Anfängen immer mit Bezug zu religiösen Parametern, maßgeblich auf der Grundlage des Korans, formuliert wurden, weitestgehend unberücksichtigt bzw. marginalisiert. Gleichzeitig fehlt eine systematische Erfassung und Erstellung einer Typologie der Entwicklungen dieser Diskurse, welche die emanzipatorischen Ansätze des vergangenen Jahrhunderts bis heute in ihrer Gänze offenlegt und somit zu einem differenzierteren Bild dieser Diskurse beitragen kann. In diesem Projekt soll daher die Entwicklungen der islamisch-emanzipatorischen Diskurse im 20. und 21. Jahrhundert im anglo-amerikanischen, europäischen, nordafrikanischen Raum sowie im Iran analysieren und dabei deren Argumentationsstruktur, Methodik und inhaltliche Schwerpunkte ausarbeiten. Diese Diskurse sind keineswegs homogen, und auch wenn sie sich im islamischen Kulturkreis entwickelt haben und religiöse Parameter stets eine Rolle spielen, so finden theologische Argumente nicht in all diesen Diskursen in gleicher Intensität Eingang. Manche der islamisch-emanzipatorischen Diskurse sind zum Beispiel vordergründig politisch motiviert. Daher existieren heute mehrere islamisch emanzipatorische Diskurse, in denen sowohl politische als auch theologische Argumente eine Rolle spielen; diese reichen von säkular bis stark konservativ. Welche Positionen sich aus dieser Bandbreite ergeben, soll innerhalb des Projekts auf der Grundlage einer Typologie, welche mithilfe verschiedener Kriterien erarbeitet werden soll, erfasst werden. Dabei soll die Wechselwirkung zwischen den theologischen und den politischen Begründungen ebenfalls analysiert werden, um so letztendlich möglichst profund die Ambiguität der Diskurse offen zu legen und zu einem differenzierten Bild zum Thema Frauenbilder und Frauenräume im Islam beizutragen. In diesem Zusammenhang soll auch die Frage danach gestellt werden, in wie fern sich diese Diskurse unter den Begriff „Islamischer Feminismus“ fassen lassen.

Professor*in

Dr. Dina El Omari (Zentrum für Islamische Theologie, Universität Münster)

Forschungsprojekt abgeschlossen

nein

Laufzeit

2019 – 2022

Informationen zur Förderung

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Projektbearbeitung

Dr. Dina El Omari