Das onlinejournal kultur&geschlecht #24 ist erschienen:

https://kulturundgeschlecht.blogs.ruhr-uni-bochum.de/

Die diesjährige Winterausgabe #24 des onlinejournal kultur&geschlecht versammelt vier Beiträge von Abvsolvent*innen aus dem Umfeld der Gender Studies, deren Perspektiven gegenwärtige und praktische Diagnostiken des Verhältnisses von Kultur und Geschlecht leisten. Anhand sehr verschiedener Gegenstände wie weiblicher Hygienediskurse, europäischer Care-Regimes, der Alt Right-Bewegung sowie geschlechtersensibler Sprache stellt die Ausgabe die gegenwärtig offene Frage,  wie sich Geschlechterpolitiken insbesondere im Spannungsfeld zu Biopolitiken zeitgenössisch weiterentwickeln.

Die Journalistin *Katja Vossenberg* entwirft in ihrem Beitrag einen Leitfaden zur Entwicklung geschlechtersensibler und antidiskriminierender Sprache in journalistischen Texten. Dieser macht deutlich, dass Ungleichheit (auch) in der Sprache hergestellt wird und also gerade solche Textsorten sprachliche Sensibilität erfordern, deren Anspruch es ist, objektiv Bericht zu erstatten. Der in der Ausgabe veröffentlichte Leitfaden ist daher weniger eine Gebrauchsanweisung als ein Dokument, das zur Schärfung kritischer Wahrnehmung im Prozess des journalistischen Schreibens anleitet.

Die gegenwärtigen Verstrickungen von Gender- und Care-Regimen analysiert *Lena Spickermann* konkret am Beispiel weiblicher polnischer Pflegekräfte in Deutschland, insbesondere im Ruhrgebiet. Deutlich wird, dass durch die Integration von Frauen der gehobenen Mittelschicht in den Arbeitsmarkt Ressourcen für Pflegearbeit fehlen. Die sogenannte 24h-Pflege bringt prekäre und ungeschützte Arbeitsverhältnisse hervor, die durch das bundesdeutsche Sozialsystem und die europäischen Migrationspolitiken begünstigt werden.

Mit viel Humor dokumentiert *Anne Raubers* Beitrag den diskursiven Zustand weiblicher Intimhygiene: Angesichts des stetig wachsenden Marktes an Intimpflegeprodukten, die meist keinen medizinischen Zweck erfüllen, geht sie den Wissensbeständen und Beratungspraktiken in Apotheken nach, die dieses Marktsegment Kundinnen zu empfehlen suchen und damit zu einer geschlechtsspezifischen Medikalisierung beitragen.

*Sonja Marzocks* Beitrag zeigt die Geschichte, die Netzwerke sowie die digitalen Kommunikationsstrategien der Alt Right-Bewegung auf und analysiert am Beispiel von Memes ihre Gender Politiken. Inhärente ideologische Widersprüche erweisen sich dabei keineswegs als Schwäche der Bewegung(en). Die Analyse verdeutlicht, dass die Alt Right zwar aus den USA kommt, aber nicht zuletzt durch das Internet längst in die komplexen und zunehmend militanten europäischen rechten Bewegungen und Netzwerke eingebunden ist.

Wir wünschen viel Freude bei der Lektüre!

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Das onlinejournal kultur & geschlecht ist ein transdisziplinäres Forum für Nachwuchswissenschaftler*innen der Ruhr-Universität Bochum, die zu Geschlechterfragen und ihren Kontexten forschen. Es wird am Lehrstuhl für Medienöffentlichkeit und Medienakteure mit besonderer Berücksichtigung von Gender des Instituts für Medienwissenschaft von Astrid Deuber-Mankowsky und Jasmin Degeling herausgegeben, gefördert von der Fakultät für Philologie und dem Rektorat der RUB.

Dr. des. Jasmin Degeling
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Medienwissenschaft
Ruhr-Universität Bochum