Call for Paper: Themenheft (Körper-)Politik

Das Themenheft Politik der Zeitschrift Body Politics setzt sich mit verschiedenen Formen der Körper-Politik bzw. der Politisierung von Körpern auseinander und damit der Frage, was an Körpern politisch ist bzw. wie diese politisch werden. Welche Rolle spielen Körper in politischen Auseinandersetzungen und Aushandlungen, welche für die Etablierung politischer Herrschaft? Der Begriff Körperpolitik oder im Englischen body politics bezeichnet sehr unterschiedliche Dinge: Insbesondere in älteren Schriften der politischen Theorie werden unter body politic politische Einheiten („Körperschaften“) und deren Funktionenanalog zum menschlichen Organismus gedacht und beschrieben. Foucault stellt schließlich die Frage, in welcher Weise menschliche Körper für eine politische Ökonomie produktiv gemacht werden. Mit der Einführung des Konzepts der Biopolitik eröffnet er eine Perspektive auf das Verhältnis von Staat und Körper. Die individuellen Körper bzw. deren Gesamtheit als Bevölkerung werden zunehmend zum Gegenstand staatlich-politischen Handelns, sie werden je nach politischem System mit verschiedenen Strategien reguliert, kontrolliert und produktiv gemacht (z.B. durch Zwangssterilisationen oder finanzielle Anreize wie Elterngeld). Aber nicht nur der Staat politisiert die Körper.  Auch die individuelle Nachfrage nach reproduktionstechnologischen Maßnahmen und deren Kommodifizierung können unter biopolitischen Aspekten analysiert werden. Rabinow wiederum untersucht mit seinem Konzept der Biosozialität die Vergemeinschaftung durch Biopolitik. Agamben und Mbembe denken das Konzept der Biopolitik weiter, um zu verstehen, wie Macht und Herrschaft am menschlichen Körper und dessen Vernichtung ansetzen. Eine weitere Verwendung des Begriffs Körperpolitik geht auf die neue Frauenbewegung in Nordamerika und Westeuropa zurück. Deren zentrale Forderung – das Private ist politisch–, bedeutet, den Begriff des Politischen zu erweitern und den weiblichen Körper und seine Kontrolle, die Rolle von Sexualität im Geschlechterverhältnis zu einem Politikum zu machen und zu kritisieren. Dies zeigt sich vor allem im Kampf gegen das Verbot des Schwangerschaftsabbruchs. Wie andere soziale Bewegungen auch (z.B. die Homosexuellenbewegung, die Krüppelbewegung u.a.) politisiert die Frauenbewegung Körperfragen und nutzt den Körper als Mittel des politischen Protests. Die Beiträge für das geplante Themenheft können Einzelstudien zu Körperpolitik und Politisierung von Körpern präsentieren, d.h. diese in zeitlicher und räumlicher Hinsicht untersuchen, bezogen auf bestimmte Politikfelder, Diskurse und Praxen. Gewünscht sind Beiträge, die sich damit auseinandersetzen, wie Körper explizit in politische Prozesse eingebunden werden. Körperhistorische und körpertheoretische Perspektiven sollen beleuchten, in welcher Weise Politik auch eine materiell-körperliche Dimension hat. Mögliche Themenbereiche wären Körper in sozialen Kämpfen (beispielsweise in sozialen Bewegungen wie der Frauenbewegung, der Behindertenbewegung, Fat Activism etc.), Körper/Affekt in populistischen Bewegungen, die Relevanz von Körpern für bestimmte Policy Felder, für die Politik von Grenzregimen, Körper(fragen) als Gegenstand öffentlicher Debatten etc. Mit diesem Call sollen Beiträge eingeworben werden, die sich aus einer systematischen, einer empirischen und/oder historischen Perspektive mit Körperpolitik und Politisierungvon Körpern beschäftigen.

Bitte schicken Sie Vorschläge in Form von Abstracts mit einer Länge von einer Seite (max. 500 Wörtern) bis zum 15.1.2019 an: i.schmincke@lmu.de

Weitere Informationen unter: http://bodypolitics.de