Prof. Gabriele Diewald (Germanistische Linguistik und Duden-Autorin),
Prof.in Ulrike Lembke (Rechtswissenschaften & Geschlechterstudien; Verfasserin der Expertise „Geschlechtergerechte Amtssprache“),
Moderation: Prof. Andrea Geier (Germanistische Literaturwissenschaft und Fachgesellschaft Gender Studies).
Wann? 17. Dezember 2021 von 14:00 – 15:30 Uhr
Wo? Online
Keine Anmeldung nötig/Link unter: https://www.rewi.hu-berlin.de/de/lf/ls/lbk/veranstaltungen/gendersterne-ueber-deutschland-podiumsdiskussion-zu-geschlechtergerechter-sprache-staatliches-sprachhandeln-linguistische-hintergruende-oeffentliche-diskurse
Alles staatliche Handeln ist an die Grundrechte gebunden. Dies gilt für staatliches Sprachhandeln ebenso wie für andere hoheitliche Tätigkeiten. Gleichberechtigung der Geschlechter und das Verbot der Geschlechtsdiskriminierung fordern daher die durchgängige Verwendung geschlechtergerechter Amts- und Rechtssprache. Doch so einfach und klar der rechtliche Rahmen zu sein scheint, so schwierig ist die tatsächliche Situation.
Jede Empfehlung und erst recht jede Vorgabe geschlechtergerechter Sprache, selbst wenn sie nur staatliche Stellen und Einrichtungen trifft, erregt die Gemüter wie kaum ein anderes Thema. In hoch problematischer Weise bringen Vorwürfe von „Sprechverboten“ und „Sprachpolizei“ verschiedene anti-emanzipatorische Diskurse zusammen. Mit überholten Wissensständen, unangemessenen Verallgemeinerungen und plakativen Polarisierungen werden Diskussionen um inklusiveres Sprachhandeln für bestimmte politische Positionen instrumentalisiert.
Doch auch Personen, welche dem Abschied vom pseudo-generischen Maskulinum und dem Aufstieg des Gendersterns aufgeschlossen gegenüberstehen, müssen sich mit grundlegenden Fragen befassen. Diese betreffen Möglichkeiten und Grenzen geschlechtergerechter Sprache im Deutschen, Akteur*innen und Bündnisse für inklusive Sprache, aber auch Spannungsverhältnisse von sprachlicher Gleichbehandlung und geschlechterinklusiven Formen, von Repräsentation, Sprachwandel und Geschlechtergerechtigkeit.
Die öffentliche Podiumsdiskussion mit Prof. Gabriele Diewald (Germanistische Linguistik), Prof. Andrea Geier (Germanistische Literaturwissenschaft und Fachgesellschaft Gender Studies) und Prof. Ulrike Lembke (Rechtswissenschaften und Geschlechterstudien) will geschlechtergerechtes staatliches Sprachhandeln, linguistische Möglichkeiten und Grenzen inklusiver Sprachpraxis sowie Elemente und Akteur*innen öffentlicher Diskurse über und gegen Geschlechtergerechtigkeit und Sprachwandel beleuchten.
Wer sind Akteur*innen des Sprachwandels und welche Ziele verfolgen sie? Welche Rolle spielt linguistisches Wissen für gesellschaftspolitische Positionierungen in der Frage geschlechtergerechten Sprachgebrauchs? Was sind aus linguistischer Sicht die strukturellen Möglichkeiten (und Grenzen) des Deutschen für geschlechtergerechte Sprache? Warum sollte zwingend zwischen staatlichem Sprachhandeln und dem Sprachgebrauch in anderen Kontexten unterschieden werden? Und warum kann der Rechtschreibrat geschlechtergerechte Amts- und Rechtssprache nicht verbieten?
Wie kann die Instrumentalisierung der Thematik verhindert und die große mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die ernsthafte Suche nach guten Lösungen genutzt werden? Gibt es Best Practices und was verlangen sie uns allen ab? Wie steht es um Verständlichkeit und Barrierefreiheit? Werden die gerade erst sichtbar gewordenen Frauen nun durch geschlechtsneutrale Sprache in die Unsichtbarkeit zurückgeworfen? Welchen Beitrag kann sprachliche Repräsentation tatsächlich für mehr Geschlechtergerechtigkeit leisten?
Alle Infos finden Sie auch auf unserem Plakat und in unserer Einladung.